Mehr als 20.000 Mal atmen wir täglich ein und aus. Spülen ein Gemisch aus Wasserstoff, Sauerstoff und Kohlendioxid durch uns. Wie viele Male davon bewusst? Ganz ehrlich, bei mir sind es nicht viele. Und je stressiger und ausgefüllter der Tag, desto weniger werden es. Ich hetze, erledige, schreibe auf und hake ab. Ohne Ende. Ohne Luftholen, sagt die Redewendung und sie stimmt. Dabei ist Atmen so eine erfüllende, befriedigende Kunst. Das sanfte Streicheln auf der Innenseite der Nasenflügel, wenn die Luft langsam einströmt. Brustkorb und Bauch, die sich gemächlich heben wie eine Sanddüne, die vom Wind aufgehäuft wird. Das Kribbeln, wenn am Peak der Luftmenge der Atem für einen Moment stillsteht. Bevor das ganze Spektakel wieder rückwärts läuft.
Meditation und Yoga setzen seit Jahrhunderten auf bewusstes Atmen. Das Erden durch die Luft, die in uns rein und aus uns rausströmt. Und ich verstehe das immer besser. Wir haben das irrsinnige Glück noch zu atmen, warum also nicht immer wieder ein paar wundervolle bewusste Züge durch den Organismus gleiten lassen? Kostet nichts, braucht keine Übung. Und wenn ich nicht möchte, merkt nicht mal jemand, dass ich mich gerade beruhigen muss. Und Ruhe ist es wahrlich, die dabei durch den Körper fließt. Ein. Aus. Ein…und aus. Ein beeindruckendes Schauspiel, das wir jeden Tag, jede Sekunde mit uns herumtragen. Die Möglichkeit, zu merken, dass wir noch da sind. Dass es weitergeht. Und dass wir noch ein bisschen Zeit haben. Atemzug für Atemzug.