Wie geht kreatives Leben, frag ich mich oft. Wie geht ein leichter, konstruktiver Umgang mit allem was ist und was kommt, egal wie gut oder schwierig? Denn darum geht es mir eigentlich: Kreativität ist Selbstwirksamkeit. Und die brauch ich, um etwas weiterzubringen. Um mir etwas zuzutrauen. Und mir nicht leid zu tun. Ich hab das Glück verhältnismäßig oft etwas Kreatives zu tun. Mit Stift und Papier, Farben und Formen und Texten. Aber genauso oft stecke ich fest in meinen Gedanken und engen Vorstellungsstrukturen. Wie komm ich da öfter raus?

Wie Kreativität gelingt tauschen mein Mann und ich oft abends nach einem vollen Tag aus. Er ist Musiker und hat tolle Ideen dazu. Vor ein paar Tagen hat er sich nach dem Abendessen einen Schluck Wein eingeschenkt. Als ihn eine volle Windel aus der Küche ruft, landet das Glas links neben mir am Tisch. Rechts sitzt meine Tochter, die genüsslich Sternchen-Nudelsuppe schlürft. Und während ich grüble, wie großzügig man bei fast Sechsjährigen mit Schlürfen sein sollte, wandert das Weinglas in meine Hand und gedankenverloren zu meinem Mund. „Wäh!“, sag ich laut. Säure-Überschuss und herber Nachgeschmack. Der Wein war schon viel zu lange offen im Kühlschrank, so viel ist klar. Meine Tochter unterbricht das Schlürfen, schaut hoch und mustert mich schelmisch. „Was denn? War das etwa ein Pelikan? Ich koste auch mal.“ Und bevor ich noch protestieren kann, dass Wein sicher nichts für Kinder ist, fährt sie einen unsichtbaren Strohhalm aus und „kostet“ den Pelikan in meinem Weißweinglas. Gut, findet sie kichernd und wendet sich wieder der Suppe zu. Wow, denke ich. Und habe etwas über kreatives Leben gelernt.