Ich liebe Worte! Das wissen alle, die mich kennen. Ein paar gibt’s aber trotzdem, die ich einfach nicht ausstehen. „Purpose“ ist so eines, zum Beispiel. Wenn ich das höre merke ich schon, wie meine Augen eine entnervte Rolle einlegen und sich meine Mundwinkel als „Bäh“ kräuseln. Ich mag es einfach nicht, wenn ich mich unzulänglich fühle. Und wenn man mir Druck macht, auch nicht. Und beides ist der Fall, denn: Ohne Purpose keine Zufriedenheit im Job und überhaupt, oder? Ohne Sinn, kein erfüllendes Sein. Und das kann ich schon nachvollziehen, aber: irgendwie hab ich noch nicht ganz rausgefunden, was dieser Purpose alles sein kann und wie er sich genau anfühlt, wenn er dann da ist. Muss ich als Beraterin und Coach Menschen helfen wollen, um sagen zu können, ihn gefunden zu haben? Welchen Purpose hat eine zutiefst zufriedene Friseurin? Und wie ist das mit den Leuten, die auf nachfragen sagen „Sinn im Job, was genau meinst du damit?“ oder „Darüber hab ich noch nicht nachgedacht!“, und dann achselzuckend und durchaus zufrieden ihrer Wege gehen. Und ich sitze da, grüble was meiner sein könnte und ob er schon da ist. Stell ich mir das wie eine Marienerscheinung vor? Höhere Eingebung? Eine plötzliche Idee, die dem Leben Wende und anschließend Sinn gibt? Ich hab keine Ahnung. Und Ahnungslosigkeit mag ich auch nicht besonders.
Vielleicht ist es mit dem übergeordneten Lebenssinn ja so wie mit der Liebe oder besser gesagt: dem EINEN Menschen für den Rest des Lebens. Je angestrengter gesucht wird, desto schwieriger ist es, jemanden zu finden. Verkrampft fühlt es sich einfach so schwer. Darum versuch ich mal, ein bisschen cooler zu bleiben und die Suche vorerst einzustellen. Purpose, höre ich? Pah, ich such ja gar nicht!