Jedes Jahr im August frage ich mich wieder, wo die ganzen Wiener:innen plötzlich geblieben sind. Ausgestorbene Parkstreifen und eine verlassene Donauinsel, auf der die paar bunten Handtücher und nackten Oberkörper aus den staubigen Grashalmresten hervorstechen wie seltene Wüstenblumen. Die Gastgärten sind kaum besetzt und am Spielplatz ist die Schaukel frei. Die Schaukel!

Wo sind sie alle hin? Haben die Wiener:innen heimliche Sommerhäuser, in die sie sich im August wie auf ein geheimes Zeichen hin zurückziehen? Sitzen alle in den klimatisierten Büros und danach in den verdunkelten Wohnungen, weil die ständige Hitze langsam an die Substanz geht? Ich kann mir nach 16 Sommern in der Stadt noch immer keinen Reim drauf machen. Aber: Ich kann es sowas von genießen. Herrliche Stille bei offenem Fenster. Schlendern ohne Schrei-Kulisse. Den Gürtel mal schnell Richtung 9ten ohne Zebrastreifen überqueren, weil eh keine Autos fahren. Und all das tun, für das es mir im Juli eh immer viel zu voll ist. Da verbunkere ich mich nämlich ganz gerne oder verlasse die Stadt. Und komm erst wieder raus, wenn ich sie im August wieder ganz für mich hab.