Es gibt Dinge, die müssen raus, bevor es zum Wesentlichen kommt. Wenn ich zum Beispiel eine Freundin treffe, wünsche ich mir vorher oft, wir würden sofort bei den tiefgründigen Gesprächen einsteigen, bei denen wir beim letzten Mal aufgehört haben. Über das Leben und unsere Beziehungen und wer wir sind und wer wir sein wollen. Was aber meistens ganz natürlich davor kommt: Geplänkel. Ein bisschen Smalltalk über das Wetter oder das letzte Humana-Schnäppchen. Gespräche übers Essen und wie wir kürzlich geschlafen haben und was wir am Wochenende vorhaben. Und erst wenn das raus ist, wenn wir uns für den Tag wieder eingegroovt haben, dann können wir zu den tieferen Schichten vordringen. Wir müssen uns also warm reden.
Beim Schreiben beobachte ich ganz was Ähnliches. Es gibt Dinge, die müssen Mal heraus geschrieben werden, bevor es zum Wesentlichen kommen kann. Dahin, wo kreative Energie fließt, wo etwas Besonderes ist. Und dieses Warmschreiben lässt sich umso schwerer überspringen, je länger das letzte Schreiben her ist. Und selbst wenn es kurz her ist, sagen wir ein oder zwei Tage, braucht es zumindest ein bisschen Gekritzel, ein paar Morgenzeilen, Tagebuchsätze, etwas Braindump, bevor die Worte, die mir etwas bedeuten, fließen. Bei mir ist es jedenfalls so und oft hab ich mich schon geärgert: Geh bitte, nicht schon wieder das, wie langweilig. oder: Warum geht denn da gar nichts, ich war ja so motiviert zum Schreiben. Aber was raus muss, muss raus. Das ist ganz wesentlich.