Die Welt ist ein Süßigkeitenladen! Das scheint jedenfalls mein Gehirn zu denken und hechelt sabbernd von links nach rechts. Und ich sitze mit zusammengekniffenen Augenbrauen dabei und frage mich: Wie kann ich noch ein bisschen mehr unterbringen? Mehr von den Büchern, die ich lesen will. Mehr kreative Projekt, mehr berufliche Interessen, mehr Lebenswege und Ideen, die ich alle ausprobieren mag. Mehr Urlaubstage und mehr Spiele mit den Kindern, mehr Ausflüge und mehr Zeit zu zweit und Zeit für mich.
Ich bin wirklich richtig gut im wollen! Und im Planen. Das geht dann oft so weit, dass ich mit Handy-Kalender in der Hand überlege, in wie viele 5- bis 15-Minuten-Intervalle ich einen Nachmittag oder Abend zerlegen muss, damit sich alles ausgeht.
Neulich bin ich dann nach so einem schillernd vollen Tag wieder mal abends im beigen Ohrensessel gelandet und mein Kopf hat sich gedreht. Was war heute nochmal? Ich hatte Mühe, mich an den gerade vergangenen Tag zu erinnern. Irgendeins der vielen tollen Details zu nennen. Und da dachte ich: Vielleicht geht es weniger darum, was wir alles hineinquetschen können in dieses Leben. Sondern darum, wie sehr wir das, was wir machen, überhaupt mitbekommen. Ob wir uns später überhaupt an etwas Konkretes erinnern, oder ob der bunte Feed unseres Lebens rückblickend verschwimmt wie beim Doom Scrolling nachts um halb zwölf. Voll ist leider nicht gleich erfüllt.
Anstatt mich also verbissen zu fragen, was ich heute noch unterbringen kann zwischen 15.30 und 16.00 Uhr, bevor ich dann schnell die Kinder hole und mein „Jaja, das machen wir!“-Versprechen einlöse – übrigens: Popcorn, meine Tochter hat Besuch – statt mich also durchzuquetschen, ans Ende dieses Lebenstages, vielleicht sollte ich die 30 Minuten einfach verstreichen lassen ohne etwas zu planen oder zu wollen, sondern wieder mal wahrzunehmen, was eigentlich ist. Davon hätte ich dann vielleicht auch mehr.