Du hast Lust zu schreiben aber keine Ahnung, wie du anfangen sollst?  Wenn du schon länger überlegst, persönliches Schreiben auszuprobieren und JETZT SOFORT loslegen möchtest, bist du hier genau richtig.  Unten findest vier besonders bereichernde Arten des kreativ-persönlichen Schreibens. Inklusive Tipps um sofort loszulegen.  

Was ist eigentlich persönliches Schreiben?

Bei Schreiben denken viele an Autor*innen, Journalist*innen oder Marketingleute, die Texte für Blog, Website oder Newsletter verfassen. All diese Texte, die entstehen, haben einen nach außen gerichteten Zweck: Unterhaltung, Information, Überzeugung. Beim persönlichen Schreiben richtet sich der Zweck nach innen: Du schreibst, um weiterzukommen, Ideen zu finden, Klarheit zu gewinnen und ganz einfach Freude daran zu haben.  

„Persönliches Schreiben ist Schreiben ohne jede Publikations-Absicht, schreiben nur für dich.“  

Das persönliche Schreiben ist also ein Vorgang, bei dem das Tun noch viel wichtiger ist, als das Ergebnis, das am Ende am Papier ist. Oder noch deutlicher: Der Prozess ist das Ergebnis. Beim Personal Writing geht es darum, dich schreibend mit deinem eigenen Lebens zu beschäftigen. Das reicht vom Tagebuch zur Reflexion und Aufarbeitung von Vergangenem bis zu Lösungsfindung bei Problemen und Herausforderungen. Beim persönlichen Schreiben lernst du dich besser kennen, entdeckst neue Perspektiven oder längst Verschüttetes und kannst immer mal wieder das Gedankenkarussel in deinem Kopf entschleunigen und sortieren. Schreibdenken ist einer meiner Lieblingsbegriffe für die Kunst des persönlichen Schreibens. Und in weiterer Folge auch Schreibleben, wie sich für mich gerade herausstellt. Denn wer einmal damit angefangen hat, kann sich auf einmal gar nicht mehr vorstellen, wie es ohne ging. Es ist wie mit dem neuen Lieblingspulli: Sobald der im Kasten hängt, hat mensch keine Ahnung mehr, was in aller Welt man vorher getragen hat!  

4 Spielarten des persönlichen Schreibens und wie du sofort damit starten kannst  

Das schöne am Schreiben ist, dass es sehr wenig Geld kostet und – bei aller Liebe für wunderschöne Notizbücher – mit einem x-beliebigen Stift und Zettel sofort möglich ist.  

 

! Der wichtigste Tipp also gleich vorneweg:  

Wiedersteh der Versuchung, zuerst noch das richtige Material besorgen zu wollen. Meine Erfahrung ist: Je schöner die Bücher, je toller die Stifte desto größer die Hemmung frei hineinzuschreiben. Weil dann gern die Idee entsteht „So ein schönes Buch, das schreib ich was BESONDERES rein.“ Und am Ende wird gar nicht geschrieben, weil nichts besonders genug erscheint. Also, schnapp dir irgendein Schreibmaterial und leg los!  

1. Seiten für die Seele – Psychohygiene mit Stift und Papier

Die bekannteste Variante davon sind die Morgenseiten, die Julia Cameron berühmt gemacht hat. Es geht dabei darum, morgens gleich nach dem aufstehen drei Seiten voll zu schreiben, mit was immer gerade im Kopf ist. Ich habe festgestellt: Es ist relativ egal, wann ich die drei Seiten schreibe. Den Kopf auskotzen und alle Gedanken auf Papier kippen ist zu jeder Tages- und Nachtzeit unglaublich angenehm, vor allem danach. All die Gedanken, die wir uns nicht trauen auszusprechen, weil sie jämmerlich, unpassend, unausgegoren oder zum x-ten Mal wiederholt sind dürfen genüsslich aufs Papier. Damit sie uns nicht länger beschäftigen.  

 

Sofort loslegen: Schnapp dir einen Zettel oder ein Notizbuch, einen Stift (A5 oder A4 sind gut geeignet), halte kurz inne um dich mit deinen Gedanken zu verbinden und sie zu hören und dann schreib los: Mir ist kalt. Wo das wohl hinführt. Bald gibt’s Mittagessen. Das Gespräch gestern ärgert mich immer noch. Keine Ahnung, wie ich heute meine Liste schaffen soll….. Ganz egal wie banal es dir erscheinen mag, wenn es da ist, schreib es auf. Und wenn dir nichts einfällt, schreib „Was noch…was noch?“ oder „Mir fällt nichts ein“ solange, bis ein neuer Gedanke kommt. Wenn die drei Seiten voll sind, schreib den Satz zu Ende und höre kurz nach: Wie geht es dir jetzt?  

Falls du das zum ersten Mal ausprobierst, schreib mir gerne wie es dir ergangen ist, das interessiert mich sehr! Ich erzähl dir auch gern, wie mein erstes Psychohygiene-Freewriting war. 😉  

2. Tagebuch & Journaling

Auch eine Form der Psychohygiene aber eher retrospektiv. Bei Tagebuch oder Journaling geht es darum: Was war? Wie hast du dich an einem Tag oder bei einem bestimmten Erlebnis gefühlt? Was hast du gelernt oder willst du beim nächsten Mal anders versuchen? Eine freie Form des Schreibens und Bewältigens der täglichen Flut an Informationen und Ereignissen, die auf uns einprasseln. Der Zweck ist einerseits Einordnen und in Perspektive setzen. Andererseits auch Abhaken und Loslassen. Wenn alles, was dich beschäftigt hat, geschrieben ist, fällt es dir leichter, mit klarem Kopf einzuschlafen. Oder an einem Tag weiterzumachen.  

 

Sofort loslegen: Nimm dir heute Abend was zu schreiben ins Bett mit und bevor du das Licht ausschaltest – oder noch ein paar Seiten liest #booknerdsunited – denk an deinen Tag zurück und schreib dir ganz frei auf, was dir einfällt. Das kann als eine Art Bewusstseins-Strom wie oben bei den Psychohygiene-Seiten sein. Es kann aber auch eine Liste sein. Du kannst mit „Liebes Tagebuch…“ starten, musst aber natürlich nicht. Manchmal mache ich das und muss dann lachen, weil es mich an die kleine Julia mit ihrem rosa Pferdetagebuch erinnert. Und das gibt jedem vergangenen Tag gleich eine leichtere, fröhlichere Perspektive. Wenn du gar nicht weißt, was du schreiben sollst, aber den positiven Effekt ausprobieren möchtest, versuch einen der folgenden Satzanfänge:  

  • Ich erinnere mich an das Gefühl….  
  • Ich bin dankbar für…  
  • Was mir nicht aus dem Kopf geht ist…  
  • Wenn der Tag ein Motto hätte wäre es….  

3. Autobiografisches Schreiben

Das ist Schreiben über die eigene Geschichte! Beim autobiografischen Schreiben geht es darum, in der eigenen Biografie zu kramen, Erinnerungsschätze zu bergen oder auch Erlebnisse, die lange zurückliegen aufzuarbeiten und zu einer Story-Einheit zu verdichten, die für uns Sinn macht.  

 

Zwei wichtige Anmerkungen:  

  • Beim Schreiben über Vergangenes kommen nicht nur angenehme Situationen zum Vorschein. Du entscheidest, ob und wie sehr du dich einer Erinnerung widmen möchtest. Nichts MUSS geschrieben werden.  
  • Deine Geschichte muss nicht atemberaubend sein, um erzählenswert zu sein. Außerdem schreibst du ja nur für dich! Also vergiss Gedanken wie „Was ist mir schon außergewöhnliches passiert?!“ und mach die auf die Suche nach kleinen Geschichten und Erinnerungen. Du wirst überrascht sein, welches Netz sich mit der Zeit spinnt.  

 

Sofort loslegen: Wenn du Fotoalben zuhause hast oder dein Handy-Fotospeicher lange zurück geht, dann geh doch mal ein paar Jahre zurück, such dir ein Bild, das dich anspricht und beginn darüber zu schreiben: Wie hast du dich gefühlt? Wie genau war die Situation? Was ist davor/danach passiert? Was hast du gelernt? In welcher Phase deines Lebens wars du gerade? Stell dir einen Timer auf 10 oder 15 Minuten und schreib drauf los! 

Oder du arbeitest wieder mit einem Satzanfang: Als ich klein war hab ich am liebsten…. Auch hier: 10 oder 15 Minuten und los gehts!  

 

Inspiration gefällig?  

Die literarisierte, publizierte Form des autobiografischen Schreibens ist das Memoir. Es wird auch im deutschsprachigen Raum immer beliebter. Zwei Beispiele, die mich sehr berührt haben sind „Die Träume anderer Leute“ von Ex-Wir sind Helfen-Frontfrau Judith Holoferens und „Schafft Euch Schreibräume“ von Judith Wolfsberger.  

  

4. Schreiben als Selbst-Coaching

Das ist die output-orientierteste Form der hier vorgestellten Arten von persönlichem Schreiben. Dafür nimmst du dir eine bestimmte Herausforderung vor, ein Problem, eine Fragestellung, die dich gerade beschäftigt und tastest dich zu Lösungsideen vor. Soll ich kündigen? Noch ein Kind, passt das für mich? Sollen wir uns wirklich trennen? Mit persönlichem Schreiben lassen sich pro und contra intensiv abwägen oder einzelne Szenarien schreiben „probeleben“. Über Herausforderungen und mögliche Schritte zu schreiben ist intensiver und im wahrsten Sinne des Wortes „angreifbarer“ als nur darüber nachzudenken. Du siehst eine Bestandsaufnahme schwarz auf weiß und kannst damit weiterarbeiten, wie es für dich passend ist.  

 

Sofort loslegen: Das kommt natürlich auf die Situation an, die du gerne erkunden und voranbringen möchtest. Satzanfänge können zum Beispiel lauten:  

  • Wir wird es sich anfühlen, nicht mehr jeden Tag zu Firma xy zu gehen?  
  • Was macht mir Spaß und wie bekomme ich wieder mehr davon in mein Leben?  
  • Wenn ich an xy denke macht mir Angst, dass…  
  • Wenn ich an xy denke macht mir Freude, dass…  

Wichtig auch hier wieder: Timer auf 10 – 20 Minuten stellen. Das hilft dabei, nicht in den eigenen Gedanken unterzugehen.  

Mit persönlichem Schreiben starten

Es gibt viele tolle Arten, das eigene Leben zu bereichern und Wege zu finden, freudiger, kreativer, handlungsfähiger und zufrieden zu sein. Wenn du Schreiben als eine davon ausprobieren möchtest, schnapp dir am besten jetzt sofort Stift und Papier, überlege kurz, welche der vier Arten oben dich am meisten anspricht und schreib los. Der perfekte Moment ist jetzt und du hast bereits alles, was du brauchst – viel Vergnügen!  

 

Wenn du Lust auf noch mehr Impulse hast, schau doch gerne bei meinen Workshops vorbei – Schreibnächte und -vormittage, die abwechselnd in Wien und online stattfinden. Ich freu mich auf dich!